Unsere Geschichte beginnt eigentlich schon in 1994. Damals habe ich ein 2 Wochen altes Fohlen gekauft: Filou, Bayrisches Warmblut. Damals träumte ich von einem Pferd, das zu mir kommt, wenn ich ihn rufe („Stör mich nicht beim Fressen!“), auf den leisesten Wink reagiert („Beinhilfen? Da reagier ich nicht drauf.“), gerne mit mir arbeitet („Also zum Arbeiten bin ich NICHT geboren!“), verladefromm ist („Da geh ich NICHT hinein, ich wiege 700 kg, da kannst Du tun, was du willst!“), mit dem ich alleine (ohne Begleitung) ins Gelände kann („Also, ich geh jetzt zum Stall zurück, auch ohne Dich!“) und der mit mir durch dick und dünn geht („Das da vorn ist gefährlich und ich renn jetzt so schnell wie möglich weg, auch durch Zäune oder Menschen, wenn es sein muss.“). Versteht mich nicht falsch, ich liebe Filou über alles und habe sehr viel durch ihn gelernt. Aber von meinen damaligen Träumen wurden fast keine wahr. In 2015 starb sehr unerwartet unsere Stute Noraly (Niederländisches Warmblut) an einer Sepsis. Ich hatte 10 Jahre lang 2 Pferde gehabt. Nach dem ersten Schock kam ziemlich schnell der Wunsch wieder 2 Pferde zu haben. Aber nach all den (Weide) Verletzungen und Lahmheiten hatte mein Mann genug von Warmblütern. Er sagte zu mir, wenn schon ein zweites Pferd, dann ein kleineres, das weniger anfällig ist!
Wo bekomme ich nur ein Pferd her, das artgerecht in der Herde aufwachsen durfte, keine Traumas durch grobe Behandlung hat und liebevoll eingeritten wurde? Ich griff zum Telefon. „Horst, ich suche ein kleineres Pferd für mich“. „Dann komm nach Münster und such dir eins aus!“ sagte der. Gesagt getan und die Wahl fiel auf die damals 5 jährige Favorita (ich nenne sie Fav). Sie ist eine Tochter von Londrino und Alfama.
Fav und Filou (der mittlerweile stolze 27 Jahre alt ist) verstehen sich sehr gut, aber sie könnten nicht verschiedener sein. Fav geht ohne mit der Wimper zu zucken in den Hänger. Ich konnte mit ihr als 6 jährige alleine ausreiten. Sie arbeitet immer gerne mit. Reagiert auf die kleinsten Zeichen (ich brauche nur an traben zu denken und sie trabt). Sie kommt zu mir, wenn ich sie rufe. Ich werde nie vergessen, wie ich sie als 6 jährige longierte und direkt neben dem Longierzirkel eine Scheune mit Hilfe einer Kettensäge abgerissen wurde. Fav hat das weiter nicht interessiert. Hinter unserem Stall ist eine Weide, auf der einige Schweine wohnen. Fast alle Pferde im Stall (egal ob groß oder klein) gehen nicht an der Weide vorbei, was bedeutet, dass die Besitzer nicht ausreiten können. Auch daran geht Fav ohne Probleme vorbei. Ich könnte nicht stolzer auf meine Fav sein!
Jeden Tag wieder kann ich mein Glück kaum fassen, dass mir ein solches Pferd anvertraut wurde und alle meine Pferdeträume doch noch wahr geworden sind! Ich kann es kaum erwarten, bis ich endlich nach Segovia reisen kann und mir meine 2. Perle aussuchen kann!!!